Bald ist es soweit…
Wenige Tage vor der Geburt ist die Katze eher unruhig.
Die werdende Mama beginnt sich mit der Wurfkiste vertraut zu machen, wirkt rastlos und wandert von einem Ort zum nächsten. Sie verweilt dort aber nicht lange und ist stetig auf der Suche nach DEM Ort.
Manche Katzen weichen einem kurz vor dem anstehenden Ereignis nicht mehr von der Seite. Sie verfolgen einen auf Schritt und Tritt und beobachten jede Bewegung des geliebten Frauchen oder Herrchens.
Etwa 4 Tage vor der Geburt sondern die Zitzen auf leichten Druck ein milchiges Sekret ab.
In der Regel kann man sagen, solange die Katze noch frisst, dauert es auch noch. Stellt sie das Fressen ein, ist innerhalb der nächsten 24h mit einer Geburt zu rechnen. Es gibt auch Katzen die meinen, sie müssten sich kurz vor der Geburt noch den Bauch voll schlagen, von daher ist dies nicht immer ein ernstzunehmendes Indiz. Eine Katze die kurz vor der Geburt aber noch ordentlich gefressen hat, übergibt sich aber in den meisten Fällen noch vorher.
2 Tage vor der Geburt wird die Katze in ihrer Wurfkiste „wüten“. Sie durchbuddelt die Handtücher und Laken und zerreißt diese auch. Oftmals rennt sie miauend umher.
Woran merke ich aber nun, dass es wirklich los geht?
Die Katze wird zunehmend unruhig, sie weiß nicht mehr wie sie liegen soll und setzt sich aufrecht hin. Die Ohren sind aufgestellt und etwas nach hinten gerichtet. Nun sollte die Maus in ihre Wurfkiste gebracht werden, bzw. der Geburtsort vorbereitet. Katzen sind im Bezug auf die Geburt etwas eigen. Sie schaffen es in den meisten Fällen selbst und benötigen nicht viel menschliche Unterstützung. Unsere Orientalen allerdings brauchen unsere Aufmerksamkeit und Anwesenheit. Wir dürfen aktiv mit dabei sein und holen jedes Baby gemeinsam auf die Welt.
Die Katze allerdings dorthin zu packen wo man das selbst gerne möchte, ist äußerst schwierig. Katzen haben da, im Gegensatz zu Hunden, einen sehr ausgeprägten Willen und wenn Madame im Bett entbinden möchte, dann akzeptieren wir das, zumindest vorerst, auch so.
Auch die Temperatur ist ein sicheres Indiz für eine anstehende Geburt. Die Normaltemperatur bei Katzen vor der Geburt beträgt 38,5 Grad. Etwa 24h vor Geburt des ersten Kitten fällt sie um mind. 1 Grad. Diesen „Tiefpunkt“ zu erwischen ist aber äußerst schwierig, denn es bedeutet stetige Kontrolle und ist für viele Katzen und Besitzer eher nervenaufreibend und unangenehm.
Ich rate dennoch immer dazu solche „Experimente“ lieber sein zu lassen, da man der Mami keinen wirklichen Gefallen tut und sich selbst nur verrückt macht, wenn die Geburt eben doch nicht nach Plan verläuft.
Die Katze wird vermehrt das Klo aufsuchen, das sollte sie auch ungehindert dürfen. Der Druck im Bauch und nach unten auf die Geburtswege ist nur selbsterklärend.
Hilfsmittel:
- abgekochte Handtücher
- Desinfektionsmittel für Hände
- Jodlösung
- Vaseline
- 5% Glucose Lösung
- Grammwaage
- Uhr
- sterilisierte Schere
- Bindfaden oder Nabelklemmen
- Aufzuchtmilch und Fläschchen für den Fall der Fälle
- Globuli
- vorbereitete Transportbox
- Notizblock und Stift
- Calcium bzw. Frubiase
Jetzt geht´s los…
Die medizinische Sicht:
Eine Geburt gliedert sich in 3 Phasen.
Die 1. Phase, die Eröffnungsphase, beschreibt die Einleitung der Geburt. Die Katze wirkt nervös, kein Platz scheint gut genug zu sein. Belecken der Vulva und rufen sind ein untrügerisches Zeichen, dass die Geburt kurz bevor steht. Diese Phase kann sich bis zu 36h hinziehen.
Bei der 2. Phase, der Austreibungsphase, kann man die Kontraktionen (Wehen) bereits erkennen. Die Katze presst immer wieder mal und schiebt die Kitten dadurch Richtung Ausgang, sie rutschen in den Geburtskanal. Wenn die erste Fruchtblase platzt, tritt das erste Kitten in den Geburtskanal ein. Hier kann es dann aber noch ein paar Stunden dauern. Die zweite Fruchtblase platzt dann unmittelbar vor der Geburt des Kitten. Schleimiges Sekret wird abgesondert. Von da an dauert es beim ersten Kitten max. 1h, bis es zur Welt kommt. Zusätzlich setzt die Katze nun auch die Bauchpresse ein. Wenige Minuten später ist auch schon das erste Kitten geboren.
Die Mama beißt die Fruchtblase auf, die Nabelschnur durch und regt die Atmung des kleinen durch eifriges Belecken an. Zwischen zwei Welpen sollten nicht mehr als 2h liegen.
In der 3. Phase, der Nachgeburtsphase, wird die Austreibung der Nachgeburt (Plazenta) beschrieben. I.d.R erfolgt sie nach jedem Kitten. Die Katze presst bis ca. 15 min nach der Geburt des Kitten mit einer Wehe die Nachgeburt heraus. Diese wird normalerweise von der Mutterkatze gefressen.
Geburtsstörung – Wann eingreifen?
- plötzlich massiver, blutiger Ausfluss und Geburtsstillstand kann auf eine torsio uteri, also eine Gebährmutterdrehung hindeuten
- grün-brauner Ausfluss deutet auf eine vorzeitige Ablösung der Plazenta hin. Dies bedeutet, das Kitten wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Nun, das kann man schwer beschreiben, weil es nicht immer ein eindeutiges Signal gibt. Es ist eher ein „Gefühlsding“. Wenn eine Katze 30 min erfolglos presst, würde ich den Ta kommen lassen. Allgemein sollte auch bei erscheinen einer Fruchtblase ein stetiger Fortschritt erkennbar sein. Ich bin zwar der Meinung, dass etwa 40% aller Kaiserschnitte vermieden werden können, wenn man nur etwas mehr Vertrauen in die Natur und Geduld hätte, allerdings bin ich auch nicht mit Geduld gesegnet und bevor man sich selbst verrückt macht und somit auch die werdende Mama verunsichert, wäre es ratsam jemanden bei sich zu haben, der sich auskennt.
Ich bin bei jedem einzelnen Kitten mit dabei und helfe meinen „Luana´s“ auf die Welt. Ich habe zu meinen Mamis ein sehr inniges Verhältnis und so freuen wir uns dann gemeinsam über jeden neuen Ankömmling.
Die Persönliche Sicht:
Die Geburt ist ein Wunder! Bei einer Geburt dabei sein zu dürfen ist das wertvollste Geschenk und der größte Vertrauensbeweis, den eine Katze seinem Besitzer machen kann.
In der Natur ziehen sich die trächtigen Mädels in einen sicheren Unterschlupf zurück, da sie als gebärende natürlich Angriffsfläche bieten. Während einer Geburt sind Katzen am verletzlichsten und Angreifern hilflos ausgeliefert. Es ist ein sehr inniger Moment und als solchen sollte man ihn auch sehen.
Man kann sagen ich bin Geburtenprofi, seien es meine eigenen oder Pflegeschützlinge, deren Geburten ich betreue, aber jede Geburt ist etwas besonderes für mich und ich bin für jede von ihnen dankbar.
Der Moment wenn sein Liebling sichtlich Schmerzen hat, man mit fiebert und hofft es ist schnell vorbei. Dann wird der erste kleine Engel geboren und man wird von Glücksgefühlen nur so überwältigt. Sooo lange hat man, mehr oder weniger, geduldig auf diesen Tag gewartet. Der ganze Wurf liegt bei der erschöpften, aber stolzen Mama, alle sind wohlauf, saugen und haben Gewichte im Toleranzbereich… Das schönste auf der Welt und ein unbeschreibliches Gefühl, an diesem kleinen Wunder beteiligt gewesen zu sein. Schon vom ersten Atemzug der kleinen Aliens eine bedeutende Rolle in deren Leben spielen zu dürfen.
Und auch wenn eine Geburt nicht immer schön endet, sind es doch diese Momente, die absolut jeden Züchter berühren…